Was die Presse über die Literaturtage in Eckernförde sagt:
Mit Flaschenpost in die Zukunft
Bei den „Literaturtagen“ sorgten die jungen Teilnehmer für besondere Momente.
von shz.de 28. April 2019, 18:21 Uhraktualisiert vor 13 Minuten
ECKERNFÖRDE | Das Ostseebad war am Wochenende im Fokus der Schriftsteller aus dem Norden. Nach der Eröffnung der „Literaturtage Eckernförde“ am Freitag im Stadthotel (siehe Ausgabe vom 27. April) suchte der „Verband Schriftsteller in Schleswig-Holstein“ mit Lesungen und Workshops die Nähe zum Publikum; er bot dafür zwei Nachmittage und Abende ein gut gefülltes Programm. Der Besucherandrang hätte an beiden Tagen gern üppiger sein können, das bemerkte auch Franz Kratochwill, der 1. Verbandsvorsitzende.
Zu einem Höhepunkt der gesamten Veranstaltung wurde der frühe Freitagabend: Hier lasen Schüler der Jungmannschule und der Peter-Ustinov-Schule vor, was ihnen zur gestellten Aufgabe im Vorwege eingefallen war. „Flaschenpost in die Zukunft“ hieß das Thema, und 18 junge, eventuell angehende Schriftsteller hatten ihre Texte dazu eingereicht. Bedauerlich zwar, dass neun von ihnen dann nicht zur Veranstaltung kamen, aber für die Zuhörer gab es auch so noch genügend Nachdenkliches im Angebot.
Bereits zuvor hatte die Jury – bestehend aus Vorstandsmitgliedern - das Eingereichte nach Bedeutung gewichtet, entschieden, wer ein Taschenbuch, einen Büchergutschein oder einen der drei ersten Preise bekommt. Zur Auflockerung der Schülerlesung gab es musikalische Einlagen – mit Gesang und Klavier, einem Pianosolo und einer Ukulele. Mit dieser Gitarre im Kleinformat und einer besonders angenehmen Stimme punktete Carolin Domke von der Peter-Ustinov-Schule.
Der Lesevortrag der Schüler kam nicht immer „schlackenfrei“ – verständlich, denn die wenigsten unter ihnen sind öffentliche Auftritte dieser Art gewöhnt. So konzentrierte man sich lieber auf die dargebotenen Inhalte, und da war doch einiges zu erfahren. Jannik Thiesen, Julian Tepper, Jan Otten, Kira Hagen, Liv Dahl, Dennis Bergul, Ariana-Linn Kader hatten in Gedichten und Prosa ihre Gedanken zur Zukunft per Flaschenpost häufig überraschend formuliert, fantasievoll, nachdenklich. Zum Teil war das sehr berührend. Emilia Wigger, die mit 50 Euro den dritten Preis bekommen sollte, konnte ihn leider nicht selber entgegen nehmen. Dafür lasen als fröhliche Siegerinnen Emily Haug (16, Jungmannschule, 2. Preis mit 80 Euro) und die 19-jährige Lena Springfeld (Peter-Ustinov-Schule, 1. Preis mit 100 Euro) ihre Texte vor. Selbstbewusst und gekonnt.
Gedanken der Jugendlichen: „Liebe Zukunft, wie siehst du aus?“ Zwiegespräche mit der Zukunft und die Frage, ob sich trotz der momentan so verheerenden Nachrichten alles noch wieder gut machen ließe. Riesige Müllmassen und die Zerstörung von Lebensräumen drohen, die angenommene Kunst einer Wahrsagerin wurde interessant und die Frage: Was findet ein letzter Mensch in 50 Jahren am Meer? Emily Haug macht Mut: „Auf jeden dunklen Tag folgt ein heller, und was eine richtige oder falsche Entscheidung war, das wird erst die Geschichte, die Zukunft klären.“ Und Lena Springfeld fragt sich: „Bin ich eine Marionette, gefangen in einem System, bestimmen Politiker die Zukunft meiner Generation?“ Und man solle die Hilfsbereitschaft zukünftig noch mehr fördern, das kollektive Gedächtnis schützen und bewahren.
Fazit: Mit Mut und Zuversicht in die Zukunft!
Workshop mit Poetry Slam
Spannendes folgte: Bärbel Wolfmeier (Slammerin und bei „Hör mal n beten to“, NDR) referierte über Poetry Slam und faszinierte mit Live-Kostproben in Platt- und Hochdeutsch. Gesegnet mit besonders ausdrucksstarker Mimik und Gestik, überzeugte sie gnadenlos. Poetry Slam ist für sie unabhängig vom Alter, nie länger als sechs Minuten pro Auftritt, wirkungsvoll, wenn man eigenen Stil und passende Zielgruppen findet, gleich ob Prosa oder Lyrik, abgelesen oder frei gesprochen und gern satirisch.
> Einen weiteren Bericht über die Veranstaltung und die Verleihung des Publikumspreises lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.
– Quelle: https://www.shz.de/23595172 ©2019